Was ist die Grundlage der gewaltfreien Kommunikation?
Die menschliche Kommunikation ist ein faszinierendes und komplexes Phänomen. Sie ist der Kern unserer Interaktionen und bestimmt, wie wir Informationen austauschen, Beziehungen aufbauen und Konflikte lösen. Ein besonders effektiver Ansatz zur Konfliktlösung ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK), die von Dr. Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. In diesem Artikel tauchen wir tiefer in die Prinzipien der GFK ein und untersuchen ihren Wert für eine friedlichere und empathischere Kommunikation. GFK basiert auf der Annahme, dass alle Menschen grundsätzlich auf Mitgefühl und Verständnis ausgerichtet sind, und legt den Schwerpunkt darauf, diese Aspekte in unseren täglichen Kommunikationen zu fördern. Wie Rosenberg (2003) erläutert, ist die GFK eine "Sprache des Lebens", die auf "der Fähigkeit aufbaut, Empathie zu geben und zu empfangen" (S.3).
Wie wird die GFK umgesetzt?
Die GFK wird in vier Schritten umgesetzt: Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte. Der erste Schritt besteht darin, eine spezifische Beobachtung ohne Bewertung zu teilen. Der zweite Schritt erfordert, die Gefühle zu äußern, die durch die Beobachtung ausgelöst werden. Im dritten Schritt benennen wir das zugrunde liegende Bedürfnis, das mit dem Gefühl verbunden ist, und schließlich formulieren wir im vierten Schritt eine positive, konkrete Bitte.
Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es zur GFK?
Es gibt umfangreiche wissenschaftliche Literatur, die die Vorteile der GFK belegt. Auch Orth, Gottfried & Fritz, Hilde (2013) zeigen, dass die Anwendung von GFK-Prinzipien dazu beiträgt, zwischenmenschliche Konflikte zu reduzieren und die Beziehungen zu verbessern.
Wie wird die GFK in der Praxis angewandt?
Laut Dr. Thomas d'Ansembourg, einem renommierten Psychotherapeuten und Autor, ist GFK ein "bewusstes und effektives Werkzeug zur Verbesserung von Kommunikation und Verständnis". D'Ansembourg betont, dass GFK "nicht nur ein Kommunikationsmodell ist, sondern auch eine Methode zur Selbsterkenntnis und persönlichen Entwicklung". Sie hängt in direktem Zusammenhang mit der Positiven Psychologie.
Wie kann die GFK zur Gemeinschaftsentwicklung beitragen?
Ein weiterer Aspekt der GFK, der häufig übersehen wird, ist ihr Wert für die Gemeinschaftsentwicklung. Dr. Miki Kashtan, eine erfahrene Mediatorin und GFK-Trainerin, argumentiert, dass GFK "eine entscheidende Rolle dabei spielen kann, soziale Veränderungen herbeizuführen und Gemeinschaften zu schaffen, die auf Mitgefühl und Kooperation basieren" (Kashtan, 2015).
Welche Herausforderungen bestehen bei der Anwendung der GFK?
Die Anwendung der GFK kann jedoch Herausforderungen mit sich bringen. Hier eine Tabelle, die verschiedene Perspektiven und Anwendungen der GFK im Arbeitskontext aufzeigt:
GFK-Anwendung |
Beispiel aus dem Arbeitskontext |
Beobachtung |
Statt zu sagen "Du bist immer zu spät", könnte man sagen: "Ich habe bemerkt, dass du in den letzten zwei Wochen dreimal zu spät gekommen bist". |
Gefühl |
Statt zu sagen "Du machst mich wütend", könnte man sagen: "Ich fühle mich frustriert, wenn ich auf dich warten muss". |
Bedürfnis |
Statt zu sagen "Du musst pünktlich sein", könnte man sagen: "Ich brauche Zuverlässigkeit und Respekt für meine Zeit". |
Bitte |
Statt zu sagen "Sei pünktlich", könnte man sagen: "Könntest du bitte dafür sorgen, dass du in Zukunft rechtzeitig zur Arbeit kommst?" |
Abschließend kann man sagen, dass die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg ein leistungsstarkes Werkzeug ist, das das Potenzial hat, unsere Art zu kommunizieren, unsere Beziehungen zu vertiefen und friedlichere Gemeinschaften zu schaffen. Trotz der Herausforderungen bei der Anwendung dieser Methode ist die Investition in die Verbesserung unserer Kommunikationsfähigkeiten ein wichtiger Schritt in Richtung eines mitfühlenderen und friedlicheren Miteinanders.
Empfehlenswerte Videos zur Gewaltfreien Kommunikation
Marshall B. Rosenberg - Lösung eines Konfliktes durch Klärung der Bedürfnisse
Gewaltfreie Kommunikation ermöglicht es uns, ein besseres und ehrlicheres Verständnis füreinander zu erreichen.
Marshall Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation
Quellen:
- Rosenberg, M. B. (2003). Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens. PuddleDancer Press.
- Orth, Gottfried & Fritz, Hilde (2013): Gewaltfreie Kommunikation in der Schule. Wie Wertschätzung gelingen kann ; [ein Lern- und Übungsbuch für alle, die in Schulen leben und arbeiten]. Paderborn: Junfermann (Coaching fürs Leben).
- Kashtan, M. (2015). Gewaltfreie Kommunikation und sozialer Wandel. Centre for Nonviolent Communication.
- Michalski, U., & Lang-Wojtasik, G. (2022). Gewaltfreie Kommunikation als Forschungsfeld–Stand der Dinge. Fachverband Gewaltfreie Kommunikation.