Jährlich misst das globale Analyse- und Beratungsunternehmen Gallup die Mitarbeiterbindung in Deutschland, um daraus Schlussfolgerungen für die Gestaltung von Arbeitsplätzen zu ziehen. Hierfür werden 1.500 Arbeitnehmer in einer repräsentativen Studie befragt.
In der aktuellen Erhebung 2021 gibt fast jeder fünfte Arbeitnehmer an, eine hohe emotionale Bindung an ihr Unternehmen zu haben, eine deutliche Erhöhung im Vergleich zur letzten Wirtschaftskrise 2009, da waren es nur 11% der Arbeitnehmer. Die Corona-Pandemie hat ihren Beitrag zur Erhöhung der Bindung beigetragen.
Allerdings hat entgegen dem die Wechselbereitschaft der Arbeitnehmer seit 2018 deutlich zugenommen: Nur 60% der Beschäftigten stimmen voll zu, dass sie in einem Jahr noch bei dem aktuellen Unternehmen tätig sein wollen, die anderen 40% sind sich unsicher, bis entschlossen es nicht mehr zu sein. Auf den Zeithorizont von drei Jahren nimmt die Entschlossenheit noch weiter ab, auf nur 44%. Es verwundert, dass trotzt höherer Bindung die Wechselbereitschaft der Mitarbeiter steigt. Mehr als jeder Dritte Befragte gibt an, derzeit auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz zu sein.
Hier stellt sich die Frage, welche Relevant diese Werte haben. Aus Kostensicht betrachtet sind das bedenkliche Zahlen. Fluktuationskosten bestehend aus Rekrutierungskosten, Trainingskosten und Performanceverlusten belaufen sich auf 90% des Jahresgehalts der zu besetzenden Stelle. Bei höherer Spezialisierung und Highperformern liegt der Wert bis zu doppelt so hoch.
Wird die hohe Wechselbereitschaft jedes dritten Mitarbeiters und die Kosten des bevorstehenden Stellenwechsels von durchschnittlich 90% des Jahresgehalts in Relation gesetzt, wird Mitarbeiterbindung hoch relevant. Mitarbeiter zu binden ist damit weit mehr als ein ideologisches und soziales Ziel, sondern wird zu einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit.
Was ist hier die Konsequenz? Die Bedeutung emotionaler Bindung ist hiernach enorm. Da das biologische Motivationssystem (Ausschüttung von Dopamin und Oxytocin) von nichts so angetrieben wird, wie von der Aussicht von anderen gesehen, wahrgenommen und hierfür geschätzt zu werden, lohnt es sich genau das zu tun: Mitarbeiter mit Wertschätzung persönlich, regelmäßig und im Team anzuerkennen. Hier lohnt sich jede Aktivität, ob durch Worte, Gesten oder offizielle Programme.
Wertschätzung lohnt sich, Fluktuation nicht!