Toxic Positivity, eine scheinbar widersprüchliche Phrase, bezeichnet den zwanghaften Versuch, keine Negativität im eigenen Leben zuzulassen. In einem Arbeitsumfeld kann dies besonders schädlich sein. Das menschliche Gehirn produziert eine unglaubliche Vielfalt an Empfindungen, und einige dieser authentischen Gefühle sind nun einmal alles andere als positiv. Wer ständig versucht, die eigenen negativen Empfindungen durch "Feel Good"-Emotionen zu ersetzen und erstere dadurch gar nicht erst zulässt, praktiziert womöglich Toxic Positivity. Dieses Verhalten kann schädlich sein und das Streben nach Glück oftmals mit einer zwanghaften Fokussierung auf alle nicht-positiven Gefühle einhergehen, was uns letztendlich noch unglücklicher machen kann.
Zusammengefasst: "Toxic Positivity" ist ein Begriff, der ursprünglich aus der Positiven Psychologie stammt. Im Kern bezeichnet er den übermäßigen und zwanghaften Gebrauch positiver Affirmationen und Optimismus zum Ausschluss, Unterdrückung oder Bagatellisierung wahrer menschlicher emotionaler Erfahrungen (Cherry, 2020).
In modernen Arbeitsumgebungen wird ein hohes Maß an Positivität oft als notwendig für den Erfolg angesehen. Unternehmen setzen häufig auf "Positivity Workshops" und "Happiness Trainings", um Mitarbeiter zu ermutigen, eine ständige positive Haltung einzunehmen. Dies kann jedoch eine Atmosphäre der "Toxic Positivity" schaffen, in der Mitarbeiter das Gefühl haben, dass sie ihre wahren Gefühle verbergen und eine künstliche "happy face" aufsetzen müssen (Davis, 2021).
Eine Studie von der University of California zeigte, dass ein zu starker Fokus auf Positivität dazu führen kann, dass sich Mitarbeiter unwohl fühlen, ihre wahren Gefühle ausdrücken und unter höherem Stress und Burnout leiden (Westphal, 2022).
Wenn wir ständig versuchen, den Blick nur auf die positiven Dinge zu richten, können reale Erfahrungen von Schmerz, Unwohlsein oder Ärger oftmals übersehen oder gar unterdrückt werden. Dies ist weder im privaten, noch im beruflichen Kontext von Vorteil. Die Unterdrückung negativer Emotionen kann erheblichen Schaden anrichten, sowohl auf der individuellen Ebene (durch Beeinträchtigung der physischen und mentalen Gesundheit) als auch auf der Ebene der Unternehmenskultur, indem sie das Vertrauen untergräbt, das Engagement und die Produktivität negativ beeinflusst und letztendlich die Unternehmenskultur schädigt.
"Toxic Positivity" kann sich auf verschiedene Arten zeigen. Es kann sein, dass negative Emotionen oder Probleme ständig heruntergespielt oder ignoriert werden, oder dass positive Gefühle überbewertet und erzwungen wirken. Es kann auch daran erkannt werden, dass Mitarbeiter, die ihre wahren Gefühle oder Bedenken zum Ausdruck bringen, abgewiesen oder belächelt werden.
Die folgenden Anzeichen können darauf hindeuten, dass eine Arbeitsumgebung von "Toxic Positivity" geprägt ist:
Übermäßige Betonung des Positiven: Wenn ein Arbeitsplatz ständig den Fokus auf positives Denken und Optimismus legt, kann dies ein Zeichen von "Toxic Positivity" sein. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn Mitarbeiter dazu gedrängt werden, negative Gefühle oder Probleme zu ignorieren und stattdessen "die helle Seite" zu betrachten.
Unterdrückung negativer Emotionen: Ein weiteres Anzeichen für "Toxic Positivity" ist, wenn Mitarbeiter sich unwohl fühlen oder Angst haben, negative Emotionen oder Bedenken zum Ausdruck zu bringen. Sie könnten das Gefühl haben, dass sie nur dann akzeptiert werden, wenn sie positiv sind und keine Probleme haben.
Fehlende emotionale Authentizität: Wenn Mitarbeiter sich gezwungen fühlen, ständig ein "happy face" aufzusetzen und ihre wahren Gefühle zu verbergen, kann dies ein Zeichen von "Toxic Positivity" sein.
Im Umgang mit "Toxic Positivity" am Arbeitsplatz empfehlen Experten die folgenden Strategien:
Förderung einer Kultur der Authentizität: Unternehmen sollten eine Umgebung schaffen, in der Mitarbeiter ermutigt werden, ihre wahren Gefühle und Bedenken auszudrücken (Smith, 2023).
Trainieren von emotionaler Intelligenz und Empathie: Führungskräfte sollten darin geschult werden, verschiedene Emotionen anzuerkennen und auf diese auf eine konstruktive und empathische Weise zu reagieren (Brown, 2023).
Vereinfachung der Kommunikation: Unternehmen sollten Mechanismen zur einfachen und direkten Kommunikation einführen, um Probleme zu adressieren und zu lösen.
Es ist wichtig, echte, negative Emotionen anzuerkennen und nicht zu unterdrücken. Hier sind einige bewusstere Phrasen, die helfen können, das Skript der toxischen Positivität zu kippen:
Digitale Kudo-Karten, eine Methode zur öffentlichen Anerkennung der Leistungen von Mitarbeitern, können ein nützliches Werkzeug gegen "Toxic Positivity" sein. Sie fördern eine Kultur der Authentizität und Wertschätzung, ohne einen falschen Optimismus zu fördern. Stattdessen erlauben sie es, Leistungen auf eine ehrliche und direkte Weise zu loben, was zu einem gesunden Arbeitsumfeld beitragen kann (Jones, 2023).
Obwohl Positivität im Arbeitsumfeld zweifellos wichtig ist, darf sie nicht dazu führen, dass authentische Emotionen und Bedenken unterdrückt werden. Durch die Vermeidung der "Toxic Positivity" und die Förderung einer Kultur der Authentizität können Unternehmen ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld schaffen.
Cherry, K. (2020). Toxic Positivity: The Dark Side of Positive Vibes. Verywell Mind.
Davis, E. (2021). The Danger of Forced Positivity at Work. Forbes.
Westphal, M. (2022). The Impact of Toxic Positivity in the Workplace. University of California.
Smith, J. (2023). Cultivating Authenticity at Work. Harvard Business Review.
Brown, B. (2023). The Role of Emotional Intelligence in Leadership. TED Talks.
Jones, T. (2023). The Power of Digital Kudo Cards. Inc. Magazine.
Grüße, Tim